Mittwoch, 28. Juli 2010

Auf der Jagd nach dem goldenen Leoparden


Bild: Festival del film Locarno

Wenn die Piazza Grande mit stimmungsvollem schwarz-gelbem Lichterspiel erfüllt ist und ein kehliges Knurren durch die langen Reihen der Festivalbestuhlung klingt, ist es wieder so weit: Der Leopard, Symbol und schmucker Preis des internationalen Filmfestivals Locarno, hält Einzug in die kleine Stadt am Lago Maggiore. Zwei Wochen lang bestimmt das anmutige Raubtier mit gepunktetem Fell das Stadtbild.

Seit 1968 wird der Leopard als Auszeichnung in verschiedenen Festivalsektionen verliehen. Zuvor bestand die Preisstatue noch aus einem kleinen Segelboot, das die exponierte Lage des urigen Städtchens repräsentierte. Die Leopardenstatue, die der einheimische Künstler Remo Rossi für das Festival entwarf, hat eine ganz eigene Geschichte. Einige sehen die Tiergestalt im Stadtwappen Locarnos verwurzelt. Bei näherer Untersuchung stellt sich das Wappentier jedoch als Löwe heraus. Andere verfolgen die Theorie, dass der Löwe des Wappens früher einmal sehr schmal und katzenähnlich aussah. Der Name Pardo könnte sich in dieser Zeit etabliert haben. Ob historisch fundiert oder einfach nur eine cineastische Erfindung, der Leopard ist aus der internationalen Festivallandschaft schon lange nicht mehr wegzudenken.

In verschiedensten Sektionen treten Regisseur_Innen, Schauspieler_Innen und Filmschaffende aus aller Welt auch in diesem Jahr wieder an, um im Wettbewerb um eine der begehrten Leopardenstatuen zu konkurrieren oder sich einfach nur auf großer Bühne mit dem neuesten Werk zu präsentieren. Zu den wichtigsten vergebenen Preisen zählen der Pardo d’oro (Goldener Leopard) und der Special Jury Prize im Concorso internazionale (internationaler Wettbewerb). Neben Preisen für die beste Regie und die besten Schauspieler werden auch im Wettbewerb Cineasti del presente (Filmemacher der Gegenwart) goldene und silberne Leoparden vergeben. Die dritte Wettbewerbssektion bilden die Pardi di domani (Leoparden von morgen), in der internationale Kurzfilme und schweizerische Kurzfilmproduktionen ausgezeichnet werden. Beim Prix du Public UBS bestimmen die Zuschauer der Piazza Grande demokratisch über den besten Film und vergeben den unter Filmemachern sehr begehrten Publikumspreis. Viele kleinere Auszeichnungen und Sachpreise gehören ebenfalls zum traditionellen Festivalablauf. Die Anzahl der gezeigten Filme, so die Entscheidung des neuen künstlerischen Leiters Olivier Père, soll allerdings insgesamt reduziert werden, weshalb in diesem Jahr die Sektion Ici et Alleurs (hier und woanders) gestrichen wurde.

Eine große Retrospektive ist 2010 dem deutsch-amerikanischen Schauspieler und Regisseur Ernst Lubitsch gewidmet. Das Festival präsentiert alle seine Werke, die noch auf Film greifbar sind, unter anderem auch den Klassiker „To be or not to be“ (1942), der in einer neuen Kopie auf der Piazza Grande gezeigt wird. (Ein ausführlicher Bericht zu diesem Thema folgt in den nächsten Tagen.)

Die ersten Gewinner goldener Leopardenfiguren stehen schon fest. Einen Ehrenleopard für ihr filmisches Werk erhalten in diesem Jahr der schweizer Autorenfilmer Alain Tanner und der chinesische Dokumentarfilmer JIA Zhang-ke. Der Excellence Award Moët & Chandon wird 2010 an die französische Schauspielerin Chiara Mastroianni verliehen.

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