Sonntag, 8. August 2010

Die Jurys des Filmfestivals

So wie jedes Jahr hängt die Entscheidung, wer den begehrten goldenen Leoparden bekommt von wenigen Menschen ab, die sich allesamt im Metier des Films auskennen. Doch wer wurde in diesem Jahr in dieses ehrenvolle Amt berufen und wie setzen sich die verschiedenen Jurys zusammen?

Es gibt jeweils drei unterschiedliche Jurys für die drei Sektionen: Concorso internazionale (internationaler Wettbewerb), Concorso cineasti del presente (Wettbewerb der Cineast_Innen der Gegenwart) und Concorso pardi di domani (Leoparden von morgen- Kurzfilm Wettbewerb). Die Jury Mitglieder stammen aus unterschiedlichen Ländern, sind in der Filmszene bekannt und werden dort respektiert. Jede Jury besteht aus fünf Mitgliedern. Unter rund 20 Filmen wählt die Jury des Concorso internazionale den Gewinner des begehrten goldenen Leoparden (Pardo d´Oro).

Präsident der Jury ist Regisseur Eric Khoo (45) aus Singapur. Er startete seine Karriere mit Kurzfilmen und Musikvideos. Mit seinem ersten Spielfilm Wee Pok Man (1995) gewann er bereits Preise der wichtigsten Filmfestivals in Japan, Singapur und Korea. Sein zweites Werk 12 Storeys wurde 1997 als erster singapurianischer Film offiziell zum Cannes Filmfestival eingeladen. 2005 war Be with me (2004) Eröffnungsfilm der Directors' Fortnight in Cannes. Khoos letzter Film My Magic wurde 2008 für die Hauptkategorie des Filmfestivals in Cannes nominiert. Zur Zeit arbeitet Eric Khoo an einem Animationsfilm über das Leben der Manga Autorin Yoshihiro Tatsumi.


An seiner Seite ist die iranische Schauspielerin Golshifteh Farahani (27). Ihre Schauspielkarriere begann bereits mit vierzehn Jahren in dem Film The Pearl Tree (1998). Mit ihrer Rolle in Ridley Scotts Der Mann der niemals lebte (2008) gelang ihr der internationale Durchbruch. Dieser Film machte sie zum ersten iranischen Star in Hollywood. In ihrem Heimatland sorgte das für Aufsehen und ihr wurde verboten den Iran zu verlassen. Heute lebt Farahani in Paris. 2009 spielte sie in dem Film About Elly von Asghar Farhadi, der im selbem Jahr den silbernen Bären auf der Berlinale gewann.

Ein weiteres Mitglied ist der französische Schauspieler Melvil Poupaud (37). 1990 und 1994 wurde er als bester Schauspieler auf dem nationalen César Filmfestival in Frankreich nominiert. 1998 ernannte ihn die European Film Promotion zum „Shooting Star“ des Europäischen Films. Seine Darbietung in Die Zeit die bleibt (2005) gehört zu seinen größten Erfolgen.

Der Schweizer Regisseur mit polnischer Herkunft Lionel Baier (35) gehört ebenfalls zum Team der Jury. Seine ersten Werke waren Dokumentarfilme, die sich unter anderem mit Religion und Homosexualität befassen. Zu seinen international größten Erfolgen zählt Dummer Junge (2004). 2008 lief sein Film Another Man in Locarno im Rahmen des Wettbewerbs. Seit 2002 lehrt Baier an der Lausanne Art School in der Schweiz.

Der amerikanische Filmemacher Joshua Safdie (26) vervollständigt die Jury des Concorso internazionale. 2001 gründete er zusammen mit einem Freund Red Bucket Films unter dem sie Spielfilme, Bücher, Kurzfilme, Internetseiten und Kunst veröffentlichen. 2008 lief Safdies erster Spielfilm The Pleasure of Being Robbed als Abschlussfilm der Directors' Fortnight in Cannes. Er bescherte ihm viele Preise und gute Kritiken.

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Präsident der Jury in der zweiten Sektion Concorso cineasti del presente (Wettbewerb der Cineast_innen der Gegenwart) ist der argentinische Filmkritiker und Regisseur Eduardo Antin (59). 1991- 2004 war er Chefredakteur des Filmmagazins „El Amante“. 1997 gründete Antin FIPRESCI, die Weltorganisation der Filmkritiker_innen. Dort war er bis 2001 Präsident. Er war außerdem 2001- 2004 Leiter des Independent Film Festivals in Buenos Aires. Heute schreibt er Kolumnen und Blogeinträge und arbeitet an zwei Romanen.

Neben Antin befindet sich auch die italienische Schauspielerin Anita Caprioli (37) in der Jury. Ihr Leinwand Debut gab sie 1998 in der italienischen Produktion Domani. Es folgten Komödien wie What fault it is of ours? (2003) und Je suis venu pour elle (2009). 2010 wird sie in zwei Spielfilmen zu sehen sein.

Die deutsche Regisseurin und Filmproduzentin Maren Ade (34) ist ein weiteres Jurymitglied. Ade studierte an der Hochschule für Fernsehen und Film in München. Bereits mit ihrem Diplomfilm Der Wald vor lauter Bäumen (2003) feierte sie große Erfolge. Es folgten weitere Filme und internationale Preise, wie der Jurypreis des Sundance Festivals. 2009 lief ihr Film Alle Anderen auf der Berlinale und wurde dort mit dem Großen Preis der Jury und einem Darstellerpreis ausgezeichnet. Er wurde außerdem beim Deutschen Filmpreis in den Kategorien Bester Film und Beste Regie nominiert. Zudem gewann Ade den FIPRESCI Kritiker_innen- Preis.

Der belgische Regisseur Joachim Lafosse (35) gehört ebenfalls zur Jury. Nach seinem Abschluss am belgischen IAD, Institute of Media Arts, arbeitete Lafosse als Regisseur, Drehbuchautor, Stückschreiber und Theaterleiter. Es folgten Kurzfilme und zwei Spielfilme mit vielen Auszeichnungen. Lafosses dritter Spielfilm Private Lessons lief 2008 auf der Directors' Fortnight. Sein letzter Kurzfilm Avant les mots wird dieses Jahr auf dem Filmfestival in Locarno gezeigt.

Das letzte Jurymitglied des Concorso cineasti del prensente ist der amerikanische Regisseur Thom Andersen (67). Seit 1960 zieht er durch viele Kurzfilme und Dokumentationen die Aufmerksamkeit auf sich. Zu seinen bedeutendsten Werken gehört der Dokumentarfilm Los Angeles Plays Itself (2003), welcher von der Darstellung Los Angeles in Filmen handelt und auf dem Vancouver International Film Festival ausgezeichnet wurde. Seit 1987 unterrichtet er am California Institute of the Arts.

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In der letzten Kategorie Concorso pardi di domani zeichnet die Jury die besten Kurzfilme aus. Präsident dieser Jury ist der argentinische Regisseur Lisandro Alonso (35). Er arbeitete zunächst als Toningenieur und Regieassistent. Mit La libertad (2001) drehte Alonso seinen ersten Spielfilm, welcher für das Programm des Festivals in Cannes ausgesucht wurde. 2004 gründete er die Produktionsfirma 4L. Seine folgenden drei Spielfilme, Los Muertos (2004), Fantasma (2006) und Liverpool (2008) wurden alle auf der Directors' Fortnight gezeigt.

An seiner Seite ist die französische Produzentin Sylvie Pialat, Frau des Regisseurs Maurice Pialat. Sie adaptierte Georges Bernanos Roman Sous le soleil, womit sie 1987 die Goldene Palme in Cannes gewann. Pialat produzierte außerdem viele Kurzfilme, Dokumentarfilme, Fernsehfilme und Kinofilme, wie Gavras´ La Faute à Fidel (2006) und Cortex (2009).

Das jüngste Jurymitglied ist die französische Theater und Film Schauspielerin Nina Meurisse (22). Bereits mit zwölf Jahren spielte sie in dem Film Saint- Cyr (2000), welcher in Cannes im Rahmen des Wettbewerbs gezeigt wurde. 2002 und 2006 war sie in zwei Kurzfilmen auf dem Filmfestival in Locarno zu sehen. 2002 drehte sie außerdem ihren ersten eigenen Kurzfilm Petit traité de marketing und wurde damit zur Gewinnerin des Houlgate Festivals.

Miguel Gomes (38), portugiesischer Regisseur, gehört ebenfalls zum Team der Jury. Nach seinem Studium an der Theater- und Filmschule in Lissabon arbeitete Gomes als Filmkritiker und Kurzfilm Regisseur. Seine Kurzfilme wurden auf den europäischen Festivals gezeigt und in Oberhausen und Belfort ausgezeichnet. 2008 wurde sein Film This Dear Month of August auf der Directors' Fortnight präsentiert. Festivals in Österreich, Argentinien und Spanien zeigten Retrospektiven von Gomes' noch jungem Werk.

Der rumänische Regisseur Corneliu Porumboiu (36) vervollständigt das Jury Team des Concorso pardi di domani. Porumboiu studierte Film Regie in Bukarest. Für seinen ersten erfolgreichen Kurzfilm A trip to the City (2003) wurde er mit dem zweiten Preis der Cinéfondation Cannes geehrt. 2006 drehte er seinen ersten Spielfilm 12:08 East of Bucharest, welcher über 20 Preise gewann, darunter die Goldene Kamera in Cannes. Sein letzter Film Police, Adjektive (2009) wurde in Cannes mit dem Jurypreis ausgezeichnet.


(Bildquellen: pardo.ch)

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