Donnerstag, 12. August 2010

Kulinarisches Kino I

Kino ist ein Ort des Genusses: der visuellen Pläsier sowieso; das umfangreiche Angebot aus Schokoriegeln, Popcorn und Softdrinks aber macht das Kino auch zu einem Raum des oralen Erlebnisses. Der beschränkt sich andernorts aber leider allzu oft auf das Foyer: Jedes tropfende Eis, jedes schäumende Pils wird beim Saaleinlass mit tadelnden Blicken quittiert, zum Rauchen muss man gar vor die Tür. Anders auf der Piazza Grande: Man sitzt dort unter freiem Himmel zwar wenig mondän auf abwaschbaren Plastikstühlen, dafür darf nach Herzenslust gequarzt, gemampft und gekleckert werden. An dieser Stelle soll in den kommenden Tagen eine Ode für eine solche Sinnlichkeit des Kinogenusses entstehen.

Teil I: Rauchen und Kino

Ein besonderes Erlebnis ist in Locarno das Anzünden einer Parisienne. Die schweizer Traditionsmarke von BAT gibt es nur hier, ihr differenziertes Aroma und ihre cineastische Vergangenheit machen sie zur idealen Marke für Kunst- und Kulturbeflissene: Eine Vergangenheit zunächst, die im direkten Zusammenhang mit Locarno steht, rauchte doch der des Rauchens überdrüssig gewordene Protagonist aus Peter Liechtis HANS IM GLÜCK (CH 2003, Weltpremiere bei der Semaine de la Critique in Locarno, 2003) mehr als zwei Schachteln der köstlichen Glimmstengel am Tag. Und eine Vergangenheit, die Cinephile auch außerhalb von Locarno mit der Zunge schnalzen lässt: 1994 warteten die schweizer Tabakproduzenten mit einer Reihe von Werbespots von höchster cinephiler Qualität auf, in der Regisseur_innen, die eigentlich über jeden Verdacht des Kommerzes erhaben sind, ihre handwerkliche Expertise und ihre guten Namen für die Rauchware zur Verfügung stellten. Vorhang auf für

Emir Kusturica:



Roman Polanski:



Joel und Ethan Coen:


Robert Altman:


Jean-Luc Godard & Anne-Marie Miéville:



David Lynch:



Dazu passt, aus dem aktuellen Programm: THE LAST GOOD BREATH von Kimberly Ane Peirce. USA1993

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen