Donnerstag, 12. August 2010

Zohra á la plage

Der französische Film Zohra á la plage ist eine Ode an die kindliche Neugier.
Als die 50-jährige algerische Haushälterin Zohra das erste Mal in ihrem Leben einen Tag am Strand verbringt, verfällt sie unerwartet in die kindliche Leichtigkeit des Seins.

Nachdem das Publikum in das Arbeitsleben Zohras eingeführt wurde, wird es auf einen Familienausflug zum Strand mitgenommen. Für Zohra ist es die erste Begegnung mit dem Strand und dem Meer. Man spürt die Unsicherheit der Algerierin, sie benimmt sich fast schüchtern den anderen Badegästen gegenüber, nicht wissend ob diese Furcht von der neuen Situation oder ihrem Status als Haushälterin herrührt? Das selbstverständliche Verhalten des Kleinkindes ihrer Arbeitgeberfamilie – das Spielen am Strand und im Meer – kann als ironischer Gegensatz zu der unsicheren 50-jährigen gewertet werden.
In prozesshafter Form stellt die Regisseurin dar, wie Zohra ihre Schüchternheit vor dem ihr Unbekannten, dem Strand und dem Meer, ablegt. Mit dem Ausziehen ihrer Strümpfe tastet sie sich zaghaft an den Sand heran und gewöhnt sich so langsam an den ungewohnten Untergrund. Anschließend verfolgen die Zuschauer_innen die Entwicklung Zohras, wie sie ihren ganzen Mut zusammennimmt und sich – zunächst sehr zaghaft – mit den Füßen ins Meer traut. Durch das Eintauchen ins Meer durchzieht der Film einen Wandel, geprägt durch das plötzlich andersartige Verhalten Zohras. Sie wird von einer Euphorie ergriffen, die sie ihre Röcke raffen lässt und das Salzwasser voller Freude auf ihrer Haut spüren lässt. Sie mischt sich unter die Kinder und taucht in der letzten Reihe einer Gruppierung für ein Foto auf. Zunächst ist das Publikum von den vielen Kindern abgelenkt, doch als sie sich zum Fußballspielen aus der Aufstellung lösen, rückt Zohra lediglich mit gerafftem Rock und BH bekleidet, wieder in den Fokus.
Mit kindlicher Unbefangenheit geht sie in der Gruppe fußballspielender Kinder auf, was das Publikum an ihr als erwachsene Autorität zweifeln lässt. Doch gleichzeitig werden die Zuschauer_innen von einer kindlichen Freude und Befindlichkeit ergriffen.
Der Film zeigt in einem achtminütigen Prozess, wie man auch in erwachsenem Alter seine kindliche Unbefangenheit wiederfinden kann. Dabei wirkt er trotz seiner kurzen Spieldauer nie hektisch. Es ist ein Film, der die Schönheit des Lebens zeigt und dem Publikum bedeutet, dass es niemals zu spät ist, Neues zu entdecken. (CW/SF)

Zohra á la plage, Frankreich 1995, 8 Minuten, Regie: Catherine Bernstein

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