Montag, 16. August 2010

Es war einmal...

Mit GADKII UTENOK (THE UGLY DUCKLING) schaffte es ein Kinderfilm in die Auswahl der Piazza Grande Kategorie. Der russische Regisseur Garri Bardine adaptiert in seinem Werk Andersens Märchen “Das hässliche Entlein“ und macht es zur Musikkomödie.





Der Inhalt dürfte dem Publikum bekannt sein und wird von Barine auch weitgehend übernommen. Gänse, Hühner und Gockel leben in einer Art Königreich zusammen und brüten. Eines Tages jubelt ein Hahn seiner Frau ein fremdes Ei unter. Als das Küken schlüpft stellt die Gemeinschaft fest, dass es gar nicht aussieht wie sie und der Rest der Küken. Sofort wird es ausgegrenzt, verlacht und verspottet. Trotz großer Anstrengungen sich anzupassen wird das anders aussehende Küken nicht aufgenommen. Außerhalb der Gemeinschaft trifft es seine Artgenossen und entwickelt sich schließlich zu einem schönen, weißen Schwan. Für die visuelle Umsetzung des Märchens nutzt Barine die traditionelle Animationstechnik. Die Figuren sind aus Plastilin und wurden teilweise mit Federn geschmückt. Die verschiedenen Orte beinhalten viele Details, sodass weite Landschaften entstehen. Der Einsatz der traditionellen Technik passt sehr gut zu dem alten Märchen und man fühlt sich in die Kindheit zurück versetzt. Begleitet wird der Film von Musik des Komponisten Pjotr Tschaikovski. Die Bewegungen der Figuren werden den Höhen und Tiefen der Musik angepasst. Es entstehen tänzerische Abläufe und das Märchen wird zum Ballett. In einsamen Momenten singt das hässliche Entlein zur Schwanensee Melodie, was als eine Art Refrain den roten Faden des Films bildet. Doch nicht nur ruhige Momente werden von der Musik begleitet. Der Hühnerstall wird zu einer Art Militärstaat mit Märschen und Parolen, in dem das hässliche Entlein keinen Platz finden kann. An diesen Stellen lassen sich politische und gesellschaftskritische Aspekte finden. Das Oberhaupt der Gemeinschaft wird beispielsweise durch einen etwas dümmlichen und dicklichen Vogel repräsentiert, der von seinen Nachbarn gestützt werden muss. Das ausgegrenzte Küken beschert dem Publikum viele herzzerreißende Momente. Für einen Kinderfilm wirken die vielen Verspottungen und Attacken manchmal zu hart. Die Atmosphäre des Films ist meist traurig und düster und man fragt sich zum Ende hin immer wieder, wann sich das Küken endlich in einen Schwan verwandelt. Durch die Verbindung mit der Musik wird das bekannte Märchen zu einer neuen Erfahrung. Somit schafft Bardine mit seinem Film zwar ein trauriges aber auch bezauberndes Ballett.


GADKII UTENOK, 2010, Russland, Regie: Garri Bardine, Kamera: I. Remizov, 75min

Foto: pardo.ch

Tanja

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen