Freitag, 13. August 2010

MONSTERS



Gareth Edwards demonstrierte in einem 48-Stunden-Wettbewerb des Londoner Sci-Fi-London Film Festival, dass es möglich sei, in nur zwei Tagen ohne Crew und mit nur einem Darsteller einen Kinofilm zu drehen. Dieser Film gewann den ersten Preis und führte zu seinem nun hier in Locarno vorgestelltem Spielfilmdebüt MONSTERS, indem er gekonnt das Science-Fiction-Genre mit einem klassischen Abenteuer-Road-Movie verbindet.

Die Story ist schnell erzählt: Der Krisenfotograf Kaulder bekommt von seinem Chef, dem Publizisten Wynden, den Auftrag, Sam, dessen Tochter, sicher von Mexiko nach Amerika zu bringen. Allerdings ist dieser Weg durch viele Barrieren erschwert, da halb Mexiko nach einem Absturz einer NASA-Raumfähre mit Proben von außerirdischen Lebensformen an Board, als „infizierte Zone“ abgeriegelt und unter Quarantäne gestellt wurde.
Kaulder ist ein draufgängerischer Machotyp. Ein Einzelgänger, der scheinbar immer auf der Suche nach dem profitabelsten Foto ist, der aufgrund der Interaktion mit Sam auf der Basis von oberflächlich wirkenden Dialogen eine charakterliche Wandlung vollzieht. Sam, die aus einem reichen Elternhaus stammt und deren Verlobter scheinbar in diese Kreise passt, ist selbst eher unsicher mit ihrer Lebenskonstellation. Sie bekommt durch die Begegnung mit Kaulder den Mut aus diesem Milieu auszubrechen und selbst zu bestimmen.
Das Publikum begleitet die beiden Hauptprotagonisten während des gesamten Films, teilt deren Erfahrungen und bekommt ausschließlich dieselben Informationen, die es zeitgleich mit den Figuren verarbeitet. Das deutliche Minenspiel der Darsteller fördert diesen gedanklichen Prozess zusätzlich.
Durch die häufig eingesetzte freie Kameraführung entsteht eine größere Nähe des Publikums zum Geschehen. Sie regt dazu an, die jeweiligen Szenen als eine Mischform zwischen Spielfilm und Live-Berichterstattung wahrzunehmen. Die Visual Effects sind von Edwards selbst kreiert. Bereits in anderen Filmen setzte er mehrfach verschiedene Effekte ein, was ihm schon mehrere Auszeichnungen einbrachte.
Auch wenn die Story auf den ersten Blick recht einfach wirkt, befasst sich der Film hintergründig mit gesellschaftskritischen Themen, wie Unterdrückung durch Machtausübung und Profitmacherei aus der Notlage anderer. Das doch recht plump wirkende Ende wird dem sonst gut inszenierten Film nicht gerecht, was einen bitteren Beigeschmack hinterlässt. JT/ Van

MONSTERS
Gareth Edwards
Großbritannien
2010
96 Minuten

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