Donnerstag, 12. August 2010

Spurensuche - Leaving Tracks

Als ‚invisibles‘ werden die Mitglieder illegaler Chinesischer Einwanderergruppen in den USA bezeichnet, zu denen auch der namensgebende kleine Protagonist von Philippe Parrenos Kurzfilm/Trailer INVISIBLEBOY gehört, der gestern im Kinderprogramm vor GADKII UTENOK (Garry Bardine; Russia; 2010; 75‘), einer russischen Version des Hässlichen Entleins, auf der Piazza Grande lief. Die Platzierung des Films schien etwas unglücklich, da die meisten Kinder auf die düsteren, schwer einzuordnenden Bilder eher mit Angst reagierten und so floss auch das ein oder andere Tränchen.
Nichts desto trotz lässt die Arbeit auf mehr hoffen, denn Parreno plant die Ausweitung seines Konzepts auf einen Langfilm, der Ende 2011 fertig sein soll. Das wird ihm dank der Aufmerksamkeit durch das Festival wahrscheinlich auch gelingen, da er mit insgesamt sieben Filmen im Festivalprogramm sicherlich Spuren im Gedächtnis von Filmschaffenden, Kritiker_innen und Publikum hinterlassen kann. Spuren auf dem Filmmaterial zu hinterlassen ist wiederum auch ein Merkmal der wundersamen Kreaturen, die das Umfeld des ‚unsichtbaren‘ Jungen bevölkern. Angeregt durch die chinesische Mythologie und durch direktes Kratzen auf dem Filmmaterial in Kombination mit CGI-Effekten zum Leben erweckt, entstehen beeindruckende Wesen, die sich aus Alltagsgegenständen entwickeln und scheinbar am realen Leben teilhaben. So wie die Figuren dank der Fantasie des Protagonisten ‚real‘ werden, so hofft Parreno wird auch der unsichtbare Junge durch den Film sichtbar und dadurch wirklich werden. Dieser magische Moment, der Fiktionen real werden lassen kann, macht für den Regisseur laut eigener Aussage das Besondere am Kino aus.(kr)

INVISIBLEBOY; Philippe Parreno; Frankreich 2010; 6‘

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